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Samstag, 30. April 2011

Besteigung Vulkan Gunung Agung 3142 m - "Der Sitz der Götter"

Hallo zusammen,

dieses mal gibt es einen extra Blogeintrag von mir (Alex) zur Besteigung der höchsten Erhebung Balis, dem aktiven Schichtvulkan Gunung (engl.: Mount) Agung. 



In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hab ich zusammen mit dem Felix, ein deutscher Kommilitone, die Erklimmung des Vulkans in Angriff genommen. 
Ich hab mich die Woche zuvor schon damit beschäftigt, welche Routen bzw. Startpunkte für die Besteigung in Frage kommen. In Reiseführern und Internet bin ich auf drei übliche Routen gestoßen.


1.  Startpunkt Tempel Pura Pasar Agung
- von Süden her 
- kurze Route, Aufstieg ca. 2,5h da Startpunkt sehr hoch gelegen
- bei Aufstieg wird Gipfel anscheinend NICHT erreicht 
- vor allem für konditionell nicht so frische Wanderbegeisterte geeignet

2. Startpunkt Bergdorf Sebudi
- von Südwesten
- Aufstieg bis Gipfel
- Aufstiegszeit ca. 4h

3. Startpunkt Tempel Pura Besakih 
- von Westen her
- Aufstiegszeit ca. 6-7h, Abstiegszeit ca. 5h
- Aufstieg bis zum Gipfel

Ich hab mich für die dritte Alternative entschieden, da ich auf jeden Fall auf den Gipfel und zudem den Tempel Pura Besakih, welcher der Muttertempel und somit der bedeutenste für die Hindus auf Bali ist, zu Gesicht bekommen wollte. Zudem wollte ich den Vulkan über Nacht besteigen, um den Sonnenaufgang vom Gipfel aus zu erleben. Im Nachhinein betrachtet bekam ich von der Tempelanlage nur wenig zu sehen, da es bei Ankunft schon dunkel wurde und wir am nächsten Vormittag zu erschöpft waren, um noch eine große Sightseeing-Tour zu starten. Da wird wohl nochmal ein extra Besuch fällig.

Kurzfristig mit an Bord kam der Felix, ebenfalls ein deutscher Student im IBSN-Programm. Die restlichen Dschungel WG Bewohner haben mich intellegenterweise sozusagen als Vortester, v.a. was die konditionellen und klettertechnischen Anforderungen betrifft, vorgeschickt, da ich die meiste Erfahrung von uns am Berg habe. Aber ich denke und hoffe beim nächstenmal wenns auf Trekkingtour geht sind mehr am Start! ;) 


Tourverlauf:


Donnerstag, 15 Uhr
Abfahrt mit dem Roller in Kerobokan Richtung Pura Besakih.

Donnerstag, 17.30 Uhr
Ankunft am Pura Besakih auf ca. 800m ü. NN. Von der Landschaft war leider nicht sehr viel zu sehen, da am späten Nachmittag die Bergmassive schon meistens sehr wolkenverhangen sind. Aber es war eine schöne Rollerfahrt mit einigen Serpentinen und Durchfahrten von vielen ursprünglichen Dörfern.


Am Parplatz angekommen und nach Bergsteigern aussehend wurden wir direkt von einem Local angesprochen, welcher uns zu seinem Haus einlud um zu Rasten bis zum Abmarsch. Zudem vermittelte er uns einen Guide. Pro Nase handelten wir einen Preis von 35€  aus, fürs Guiding, Gebühren für die Besteigung und die Gastfreundschaft des Locals (Leider konnte ich mir den Namen nicht merken). Wer was von dem Geld am Ende sieht, war jedoch sehr undurchsichtig... Anfangs wollte er 50€, von dem her waren wir zufrieden und wir wollten vor allem aufgrund der Besteigung in der Nacht kein Risiko eingehen und nicht auf einen Guide verzichten. Dies war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Der Pfad beim Aufstieg war, durch die vielen Pflanzen und nur mit Stirnlampe bewaffnet bei fast völliger Dunkelheit im dicht bewachsenen Dschungel, nur schwierig zu finden.

 
Somit war von 18 Uhr bis 23 Uhr erstmal chillen und Kräfte sammeln angesagt. Wir vertrieben uns anfangs die Zeit mit den Locals unser indonesisch zu testen und zudem gabs was zum Abendessen? - Klar, Nasi Goreng!



Von 20-23 Uhr dösten wir vor uns hin, ein paar Minuten Schlaf waren sogar auch dabei.










Donnerstag, 23 Uhr
Der Start unserer Tour war um 23 Uhr geplant, damit wir auf jeden Fall pünktlich zum Sonnenaufgang um 6.20 Uhr am nächsten Morgen auf dem Gipfel stehen würden. 
Unser Guide (Name war ebenfalls uneinprägbar ;)) war um 23 Uhr am Haus und somit starteten wir als erstes zu einem Tempel um Gebete zu sprechen und Segen für den Aufstieg zu empfangen. Anfangs dachten wir wir sollten warten, während der Guide seine Gebete im Tempel spricht, aber er meinte mit "praying in temple" uns und somit nam ich an meiner ersten hinduistischen Gebetszeremonie teil. Dies war einer der Momente die man nicht vergisst, um kurz vor Mitternacht in einem großen leeren Tempelinnenhof und totaler Stille den Gebeten unseres Guides zu lauschen. Der Sternenhimmel, welcher den Namen auch verdient hat, war zu sehen und einige Fledermäuße die den Tempel durchflogen, gleichzeitig hatte man den typischen Geruch der Räucherstäbchen in der Nase. Zum Schluss wurden noch ein paar Schluck von gesegnetem Wasser genommen und danach konnte gesegnet und mit Blüten hinter den Ohren der Ausftieg richtig starten. 


Freitag, 0 Uhr

v.l.: Alex, Felix

Start des Aufstiegs um 0 Uhr bei ca. 1000m ü. NN. Somit lagen für die Nacht und die verbliebenen 6 h bis zum Sonnenaufgang ca. 2100 Hm vor uns, das sollte doch zu schaffen sein!






 
Ausschnitt Gepäckliste pro Mann:
- ca. 6 Liter Wasser und isotonische Getränke
- Süßigkeiten, Energieriegel
- Wechselshirt, Regenjacke, Pullover, Softshelljacke, Mütze, dünne Handschuhe, Stirnlampe
Bin damit genau ausgekommen!

Erste "Brotzeit" nach ca. 1h Aufstieg im Dschungel. Bei unserem Guide gabs was? - logo, fein verpacktes Nasi! Die Baumgrenze befindet sich am Mount Agung bei ca. 2600m. Somit mussten noch einige Höhenmeter im Dschungel überwunden werden. Nicht immer einfaches Terrain, da man seine Schritte teilweise nicht gezielt setzen konnte, da der Boden vereinzelt mit hüfthohen undurchsichtigen Pflanzen bewachsen war. Lange Hose und Handschuhe, um sich gegen Dornen etc. zu schützen sind auf jedenfall zu empfehlen! Zudem war die Erde feucht und somit rutschig, das hieß teilweise einhalten an allem was geht, Wurzeln, Pflanzen usw.. 

Wir legten ein ordentliches Tempo vor und blieben unserem Guide auf den Fersen. Konditionell hatte ich weniger Probleme als Gedacht, nach sieben Kondtionstraining freien Wochen. Hatte noch Reserven was den Speed angeht.


Freitag, 3.15 Uhr 
Nach 3 Stunden und 15 Minuten waren wir bereits auf 2600m. Hier befindet sich die Baumgrenze und bis zum Gipfel ist es nur noch ca. eine weitere dreiviertel Stunde bis Stunde. Bei 16° C warteten wir hier 1,5h bis kurz vor 5 Uhr aufgrund der angenehmen Temperaturen und ohne demi Wind ausgesetzt zu sein. Ein Pärchen, bestehend aus einem Schweden und einer Mexikanerin und deren Guide warteten bereits dort an einer bekannten Lagerfeuerstelle und begannen gerade Feuer und Kaffee zu machen. Dieses Team startete bereits um 22 Uhr am Besakih. Während des Aufstiegs überholten wir noch 2 Wanderer aus London samt Guide, welche auch noch zu uns stossten. Somit hatten wir eine gemütliche Lagerfeuerunde um halb 4 in der Früh auf 2600m mit Ausblick auf Süd- und Zentralbali. Es wurden Lebensgeschichten und interessante Stories ausgetauscht. Die Guides kannten sich natürlich auch untereinander und waren allesamt sehr symphatisch.




Trockenes Wechselshirt, Pulli an und Mütze auf nasse Haare, schon lies es sich hier unbedenklich über eine Stunde aushalten.Alles nass durch Schweiss wohl gemerkt, Regen hat uns den ganzen Ausflug kein einziges mal erwischt!

Links im Bild erhellt, Hauptstadt Denpasar im Süden Balis
Klamotten am Feuer trocknen war angesagt. Vor allem die, verständlicherweise verfrorenen, Balinesen suchten die Nähe zum Feuer.

Freitag, 5 Uhr
Aufbruch Richtung Gipfel. 
Wir legten unter halb des Gipfelgrads, da wir zu schnell waren, noch einmal eine Pause ein. Dies war die letzte Möglichkeit noch einmal windgeschützt zu pausieren.



Blickrichtung Südbali

Höhenmesser - am Start!

 
Freitag, 6 Uhr
Ankunft am Gipfel.
Wir mussten nur noch ein paar Minuten warten schon begann der Sonnenaufgang. Am Gipfel hatte es ca. 12° C, fühlte sich aber durch den Wind etwas kälter an.
Wir waren jetzt am Gipfel (3142m ü.NN) zusammen mit unseren Lagerfeuer-Kollegen und einem Deutschen mit Guide. Also ingesamt zu elft durften wir an diesem Morgen dieses Naturschauspiel vom Gipfel aus bewundern...




Blickrichtung Osten - Das Massiv des Mount Rinjani (3726m ü. NN), dem zweithöchstem Vulkan Indonesiens auf Lombok ist zu sehen. Besteigung ist für die nächsten Wochen geplant!
Blick auf benachbarten Vulkan Mt. Batur (1717m ü. NN)

 Blickrichtung Westbali
Ein Teil der erfolgreichen Vulkan-Besteiger!




Handwerkszeug unseres Guides. Flink beim Abstieg war er damit!
Immer vollen Durchblick, unser symphatischer Guide. Nebenjob Trekkingguide, Hauptberuflich Tempelhausmeister in seinem Dorf.


Mt. Batur
Freitag, 7 Uhr
Beginn des Abstiegs.
Nach einer Stunde genialer Momente auf dem Gipfel, gings dann wieder Richtung Besakih.
Jetzt konnte man auch mal weiter als 10 m erkennen, was sich um einen herum eigentlich abspielt. Der Abstieg war insgesamt für mich anstrengender als der Aufstieg, vor allem die Oberschenkelmuskulatur lies in den letzten 1,5 h schon sehr nach, Luft hätte ich noch genügend gehabt. Das schnell Absteigen im Dschungel mit den schweren Bergstiefeln war auf dem rutschigen und steilen Pfad sehr fordernd, man war eigentlich bei jedem Schritt am nachkorrigieren und stabilisieren. Dagegen sind ein paar nasse Wurzeln in den Alpen nichts ;) Wir brauchten 3h und waren somit wieder am Besakih angekommen! 

  
Gipfelgrad


Vulkankrater

Vulkankrater
 Blickrichtung Westbali.

 Abstieg über Vulkangestein

Westbali

Vulkan Mt. Batur


Das hat sich mal richtig nach Regenwald angefühlt, obwohl die Temperaturen knapp unter 20 Grad waren, war man pitschnass, da die Luftfeuchtigkeit beim durchwandern der Höhenmeter auf Höhe der Wolken extrem hoch war!

Dschungel pur!


Immer gute Laune, auch wenns weh tut ;) 
Vor allem meine Füße merkten beim Abstieg, dass sie jetzt 7 Wochen nur Flip-Flops gesehen haben, naja und dann plötzlich in Bergstiefel. Wer anfällig für Blasen ist sollte auf jeden Fall die Füße vorher sauber mit Tape präparieren. Aber der Heilungsverlauf der Blasen ist optimal! ;)






Fazit: Für alle Wanderbegeisterten ein absolutes Muss! Der Ausblick und die Erlebnisse sind alle Schinderei wert! Die lange Tour von Besakih aus, verlangt Willen und Kondition! Wir sich mal selbst an die Grenzen bringen will, kann das hier bei entsprechendem Speed im Aufstieg auf jedenfall schaffen.Klettertechnische Fähigkeiten sind nicht gefordert, aber trittsicher und schwindelfrei sollte man nach Möglichkeit schon sein. Passende Ausrüstung erleichtert einem einiges. Leichte Trekkingschuhe reichen absolut, Stirnlampe wär für mich ein Muss! Der Aufstieg ist, wenn man gut drauf ist, in ca. 4h zu schaffen und der Abstieg in ca. 2,5h. Also sind die Werte 7 und 5 Stunden, eher gmiatlich angesetzt ;)


Hoffe euch hat der Bericht gefallen und ich konnte einige dafür begeistern evtl eine Besteigung selbst mal zu versuchen, wenn man denn grad auf Bali ist und sonst nix zu tun hat. Im Ernst, es lohnt sich!
Richtet mir liebe Grüße daheim aus!
Bis demnächst.
Alex 

7 Kommentare:

  1. Gratuliere zum Gipfelsieg!

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  2. Alex, du bist der Wahnsinn! Da kann der kleine Bruder nur neidisch sein! Ich hoffe dir gehts gut und noch ne schöne Zeit auf Bali! Ich hoffe wir sehen uns mal über SKYPE!

    Dein kleiner Bruder ;)

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  3. ...ich gratuliere dir ebenfalls Alex, bist halt a Hund :-), ich hoffe du hast dich von deinen Blasen bald wieder erholt und bleibst gesund.
    PAß auf dich auf,
    liebe Grüße
    die Ma

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  4. Hi Alex, hab mit Begeisterung deinen Bericht gelesen. Einfach Wahnsinn! In 8 Wochen will ich dort hoch und hab noch paar Fragen dazu. Wenn das okay für dich ist, gib mir doch bitte kurz per Mail Bescheid (Bergkristall@mobileemail.vodafone.de)
    Ein ganz dickes Dankeschön und sonnige Grüße aus Sachsen!
    Michi

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  5. Hi,
    Toller Bericht am 05.August 2011 geht der Flieger nach Denpasar. Der Berg wird sicher in den Urlaub eingebunden.
    Danke für den Gusto :)

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  6. hallo
    super bericht.
    wo habt ihr den guide gebucht?
    möchte diesen sommer ebenfall dort aufsteigen und suche ein gescheiten guide, der nicht zu teuer ist...
    gruss ralph

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  7. Hallo Ralph,

    wir habend den Guide direkt am Tempel Pura Besakih vermittelt bekommen. Sind einfach am späten Nachmittag dort mit dem Roller angekommen und haben uns bei den Locals durchgefragt, die haben alles Weitere organisiert. Das lief sehr unkompliziert ab. Wir haben also direkt bei den Locals gebucht und nicht teuer über eine Travel Agency.

    Grüße Alex

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